Im Forum „Feuersalamander“ (http://www.feuersalamander.de/blog/) von Michael Schantz bin ich im August 2014 durch den Beitrag des Moderators Marcus Wenzel auf einen Artikel aufmerksam geworden, in dem über die erfolgreiche Nachzucht von grünlichen Wassermolchen (Notophthalmus viridescens, nachfolgend Nv) in einem deutschen Forschungslabor berichtet wurde.
Da es in Deutschland bis dato kaum erfolgreiche Nachzuchten bei dieser Molchart gibt, habe ich daraufhin versucht, nähere Details zu erfahren und so unsere Kenntnis über nützliche Haltungsbedingungen für diese Molche zu erweitern. Wie man in dem besagten Beitrag nachlesen kann, ist dort einem Tierpfleger Grala die erfolgreiche Nachzucht zu verdanken, mit dem ich mich also in Verbindung gesetzt habe und dabei folgende interessanten Informationen zu den von mir gestellten Fragen erhalten habe:
- Wie viele Generationen haben Sie in der Pflege von Nv ingesamt schon zusammen bekommen?
„Drei Generationen“ - Bei was für Temperaturen halten Sie die Tiere im Winter (bzw. praktizieren Sie eine Überwinterung im Moos oder im Wasser)?
„Die erwachsenen Tiere werden ganzjährig bei Raumtemperatur (19-24°) im Wasser gehalten, wobei sie eher die höheren Temperaturen zu bevorzugen scheinen. Die Tiere haben die Möglichkeit das Wasser zu verlassen, sie tun es aber in der Regel nicht.“ - Wie viele Tiere halten Sie jeweils zusammen in einem Becken (welcher Größe)?
[Leider vergessen, im Telefonat nachzufragen] - Halten Sie die Geschlechter überwiegend getrennt oder die Tiere grundsätzlich in gemischten Gruppen?
„Die Tiere werden in gemischten Gruppen gehalten, wobei die (meisten) Weibchen durch die Männchen nicht in Bedrängnis geraten, weil sie körperlich deutlich überlegen [!] sind.“ Viele Weibchen seien „richtig große Brocken“! - Haben Sie mit Krankheiten der Tiere zu tun gehabt, wenn ja, welche Erfahrungen dabei?
„Knochenprobleme, die inzwischen durch Vitamin D3 und Kalziumzufuhr sowie UV kein großes Problem mehr darstellen [aber auch nicht gänzlich ad acta gelegt sind]; Häutungsprobleme können vor allem bei Jungtieren vorkommen, sind dann meist ein Zeichen, dass die Tiere sich wegen irgendetwas nicht wohl fühlen. Importierte Tiere sind heikle Kandidaten, wobei unklar ist, woran sie versterben.“ - Welche Erfahrungen haben Sie bei dieser Art mit warmen (>24°) Temperaturen?
Entfällt (siehe oben) wobei Herr Grala die Art wie erwähnt eher als wärmeliebend denn als kältebedürftig einschätzt. [siehe zu diesem Thema meinen kleinen Beitrag zur Wärmetoleranz von N. viridescens ] - Wie kommt es, dass für die Forschung an Ihrem Institut die Wahl auf Nv gefallen ist, der im Vergleich zu unseren einheimischen Molchen viel schwieriger nachzuziehen ist, obwohl unsere Molche auch für ihre Regenerationsfähigkeit bekannt sind? Hat es womöglich mit den Artenschutzbestimmungen zu tun, die Ihnen die Arbeit/Forschung mit einheimischen Tieren sehr verkomplizieren würde?
„Letzteres.“
Folgende weitere Informationen habe ich während des Telefonats noch aufgeschnappt:
- Man habe die Haltung und Zucht von Nv komplett umgestellt, indem man für den Landaufenthalt nur noch feuchten Schwamm und kein Moos mehr benutzt. Das habe sich unter dem Gesichtspunkt der Haltungshygiene sehr vorteilhaft ausgewirkt.
- Es werde grundsätzlich sehr darauf geachtet, dass es auch trockene Bereiche für die Tiere gibt, die sie auch aufsuchen. Herr Grala betonte, dass man die Tiere während der Landphase nicht zu feucht halten sollte (allerdings wird den Jungtieren ein Wasserbereich angeboten, was ich bei meinen Jungtieren nicht mache bzw. wenn, dann nur mit einem „Wasserstand“ von 1-2mm). Bei Jungtieren seien im Labor von Herrn Grala Verluste durch ertrunkene Tiere (in der Petrischale!) vorgekommen.
- Die Larven werden primär mit Artemia und anderen kleinen Wasserkrebsen gefüttert, wobei sie Artemia zu bevorzugen scheinen, auch wenn diese eigentlich Salzwassertiere sind.
- Die Landgänger und erwachsenen Tiere werden überwiegend mit Blattläusen gefüttert, daneben auch Silberfische oder Drosophila, aber (grüne) Blattläuse würden deutlich bevorzugt (was ich von meinen Tieren bestätigen kann). Man sollte auf ein hohes Futterangebot achten, wobei eine Überfütterung nie beobachtet wurde.
- Begattungsversuche zwischen Männchen hat Herr Grala (ebenso wie ich) wiederholt beobachtet und hat in Einzelfällen auch Verluste bei adulten Tieren erlebt, die er auf Ertrinken zurückführt, jedenfalls seien die Tiere mit geschwollener Zunge tot im Becken getrieben, nachdem sie zuvor keinerlei Krankheitszeichen gezeigt haben. Er vermutet ein Ertrinken während solcher Begattungsüberfälle. Innerhalb seines Institutes habe er diesbezüglich aber keine Klarheit bekommen können, im Gegenteil sei ihm mitgeteilt worden, dass Molche nicht ertrinken könnten, weil sie auch durch die Haut atmen würden.
Ich persönlich halte das übrigens für falsch (glaube also, dass sie ertrinken können) und praktiziere bei meinen Tieren gewissermaßen aus Sicherheitsgründen eine Haltung von gemischten Gruppen stets so, dass die Weibchen in der Überzahl sind und zudem sehr viele Versteckmöglichkeiten im Becken vorfinden. Bei mir ist kein einziges Weibchen körperlich einem gleich alten Männchen deutlich überlegen, eher umgekehrt, obgleich alle wohl genährt sind (sich aber nicht dauerhaft „im Futter aufhalten“). [Diese Aussage stammt von 7/2015, stimmt heute, also 7/2017, so nicht mehr, denn inzwischen ist das deutlich kräftigste meiner Tiere ein Weibchen!]
Aber vielleicht sind ja gar nicht die Weibchen bei solchen Begattungsversuchen in Gefahr, sondern in Wahrheit die Männchen untereinander. Also gewissermaßen die Pseudobegattung als versuchte Tötung (Ertränken) eines Rivalen?! Ich „musste“ bei mir jedenfalls einmal ein männliches „Paar“ manuell voneinander trennen, nachdem sie nach etwa 90 (!) Minuten „Paarung“ immer noch unter Wasser waren und ich es nicht mehr aushalten konnte, einfach darauf zu vertrauen, dass schon nichts passieren werde. Ein totes Tier im Wasser, habe ich allerdings bei mir zum Glück noch nie gefunden.
Ich habe die Frage nach dem Ertrinken übrigens zum Anlass genommen, bei Prof. Lannoo in den USA nachzufragen, der eine wunderbare Artbeschreibung verfasst hat, die man im AmphibiaWeb finden kann (http://amphibiaweb.org/cgi-bin/amphib_qu…ies=viridescens). Von Kröten ist mir jedenfalls bekannt, dass Weibchen durchaus ertrinken können, wenn sie von einer Vielzahl begattungswilliger Männchen ungünstig geklammert werden. Wieso also nicht auch bei Molchen?
Prof. Lannoo hat die Möglichkeit des Ertrinkens durchaus eingeräumt, dazu aber nie selbst Beobachtungen gemacht, und kann meine Vermutung, dass es sich nicht um Ertrinken, sondern um Ertränken handelt, insofern weder bestätigen noch zurückweisen. („Hi Gerald, I think anything is possible here. We know toad males will drown females, and we’ve had male frogs blow out their vocal sacs when amplexed by other males, so yes, I think copulating newts will occasionally drown each other. I’ve never seen it, mostly because I’m not out at night all the time during mating season. We occasionally see carcasses of a number of species, and you wonder about cause of death. Also, wetlands exhibit nighttime hypoxia, so its possible that submerged animal are stressed more at night than during the day (when photosynthesis is generating oxygen). Of course these fluctuations may be less indoors, in captivity. I hope this helps. With best wishes, Mike L.“; 18.8.2016)
Dazu ein kleiner Nachtrag von mir: leider habe ich inzwischen ein totes adultes Tier in meinem Becken gefunden, nämlich ein Weibchen während einer Hitzeperiode. Ob es diesem Tier im Wasser zu warm geworden war, weiß ich nicht. Ich achte jedenfalls trotz der überzeugenden Hinweise, dass Nv eher wärmeliebend und wärmetolerant ist (siehe meinen Beitrag zum Wärmebedürfnis von Nv), seitdem verstärkt darauf, dass ich bei dem im Freien stehenden und kurzfristig besonnten Becken in Zeiten von starker Hitze für Abkühlung sorge durch (ggf. täglichen) Frischwasserzusatz.