Warum Nachzuchten „besser“ als Wildfänge sind

Veröffentlicht von

Als Jugendlicher war ich immer besonders angetan, wenn es hieß, dass Tiere (Zierfische oder Terrarientiere) als »Wildfänge« angeboten wurden. Das war mir Garant dafür, dass es sich um besonders schöne und kräftige Exemplare handelte. Auch heute kann man nicht selten feststellen, dass Tiere, die aus Nachzuchten angeboten werden, kleiner und nicht selten weniger kräftig gefärbt sind – dafür dann aber womöglich auch noch teuerer sind, oder dass man an Nachzuchten nur aus Privathand heran kommt, und für die womöglich keine 50 € teuren Tiere dann vielleicht 250 km unterwegs sein muss.Im Handel werden nachgezüchtete Tiere entsprechend deklariert (NZ oder DNZ, für »deutsche Nachzucht«). Wenn nichts vermerkt ist, sollte man eher davon ausgehen, dass es sich um importierte und damit meist um der Natur entnommene Tiere handelt.

Warum Nachzuchten „besser“ sind
Das wichtigste Argument für den Kauf von Tieren aus Nachzuchten ist der Tierschutz, denn mit dem Kauf von Wildfängen finanziert man unfreiwillig eine »Handelskette«, bei der viele Tiere durch den unterwegs entstehenden Stress auf der Strecke bleiben. Während das Argument des Tierschutzes an ethische Gesichtspunkte als Grund zum Verzicht auf Wildfänge appelliert, gibt es für den einzelnen Halter weitere und durchaus auch »egoistische« Motive, lieber auf Tiere aus Nachzuchten zurückzugreifen, selbst wenn diese im Einzelfall teurer und nicht so leicht zu beschaffen sind:

  • auch wenn das beim Händler gesehene Wildtier offensichtlich lebt und also die Strapazen der Naturentnahme und des Transports (im Unterschied zu vielen Leidensgenossen) überlebt hat, besteht eine nicht geringe »Chance«, dass es deutlich geschwächt ist und deshalb eher erkrankt;
  • mit ziemlicher Sicherheit hat das aus der Natur entnommene Tiere Parasiten »an Bord«, die man sich auf diese Weise einschleppen kann. Das kann einem auch bei Nachzuchttieren passieren, ist aber weniger wahrscheinlich. Das Schielen auf den Tierarzt als letzte Rettung geht hierbei übrigens nicht selten fehl, denn erstens gibt es in der näheren Umgebung oftmals keinen Tierarzt, der auf Terrarientiere spezialisiert wäre, und die Behandlung von Amphibien ist ohnehin auch für Spezialisten ein unsicheres, nur bedingt Erfolg versprechendes Unternehmen;
  • bei einem Wildfang weiß man nie, wie alt das Tier eigentlich ist. Dessen möglicherweise früher Tod kann daher auch andere als Krankheitsgründe haben …
  • wenn man Nachzuchttiere nicht beim Händler kauft, sondern direkt vom Züchter erhält, hat man dadurch zugleich einen persönlichen Kontakt zu jemandem, der sich mit der Haltung dieser Tiere bestens auskennt. Das ist von unschätzbarem Wert, und kann einem neben Fragen zur Haltung der Tiere auch für die Gestaltung von Terrarien, die Handhabung einer Überwinterung oder die Zucht von Futtertieren nützliche Informationen und „Tricks“ bieten. Dafür kann sich auch eine eventuell lange Anfahrt allemal lohnen. 

Woher auch immer man seine neuen Tiere bekommt, der sichere Weg ist in jedem Fall, sie zunächst in einem Quarantänebecken zu halten und sich zu vergewissern, dass sie gesund sind. Wie es auch umgekehrt wichtig ist, „verdächtige“ Tiere sofort zu isolieren – und zwar gerade bei Amphibien, die sich leicht gegenseitig anstecken können.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert