Behältergröße und Aufzucht von grünlichen Wassermolchen

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Der grünliche Wassermolch ist zwar als adultes Tier mit ca. 10 cm kein kleiner Molch, beim Start als Larve sind diese Molche aber im Vergleich etwa zu unseren einheimischen Molchen winzig und auch bei der Metamorphose sind die an Land strebenden Tiere eher zart. Es stellt sich dann die Frage, was für Behälter man bei der Aufzucht und Pflege dieser Molche benötigt, also wie groß sie mindestens sein sollten und wie sie eingerichtet und beschaffen sein sollten.

Die Größe der Becken hängt natürlich immer auch von der Anzahl der Tiere ab. Nachfolgend ein Vorschlag für die Aufzucht einer kleinen Gruppe von 10 Larven – von denen mit etwas Glück am Ende wohl vier bis sechs Tiere erwachsen werden. Und so viele sollte man schon haben, um ausreichend sicher zu sein, dass man eine geschlechtlich gemischte Gruppe hat. (Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei sechs Tieren, deren Geschlecht man im Jugendalter ja noch nicht erkennt, zufällig nur Männchen oder nur Weibchen hat, liegt bei 3 %, bei vier Tieren liegt sie bei 13 % und bei drei Tieren sind es schon 25%).

1. Periode: Larvenaufzucht bis zur Metamorphose
Für die Aufzucht von 10 Larven sollte man keinen allzu großen Behälter wählen, damit man erstens den Überblick behält und zweitens für eine ausreichende Dichte an Kleinfutter (Wasserflöhe u.ä.) sorgen kann. Ein Behälter mit 10 L Fassungsvermögen reicht dafür problemlos aus.

Über die Entwicklung der Larven habe ich an anderer Stelle geschrieben (siehe meinen Beitrag zur Entwicklung der Larven). Man kann bei ihnen jedenfalls recht gut erkennen, wann sie „reif“ für den Landgang sind. Wenn das der Fall ist, kann man solche Larven herausfischen und direkt in ein „Waldbecken“ (siehe zweite Periode) umsetzen. Schonender ist es aber, wenn man ein kleines Stück Kork im Larvenbecken schwimmen hat, auf das sich die Larven begeben, wenn sie den Landgang anstreben. Die Larve entscheidet dann selbst, wann es für sie soweit ist. (Unbedingt sollte man aber dafür sorgen, dass keine reifen Molche alleine aus dem Becken entkommen können, indem sie etwa die Scheibe hinaufklettern. Entkommene Molche sind außerhalb der Behälter innerhalb kurzer Zeit ausgetrocknet und verendet. Das gilt für diese jungen Molche ebenso wie für ältere).

2. Periode: Aufzucht im „Waldbecken“
Anschließend benötigen wir ein „Waldterrarium“, also ein kleines Becken mit Moos (ohne Wasserteil!), in dem wir die kleinen Molche aufziehen, bis sie alt genug sind, um wieder ins Wasser zurück zu wollen. Dies dauert bei diesen Molchen mehrere Jahre. In der Natur sind Zeiten von zwei bis sieben (!) Jahre beschrieben, bei Rimpp werden 30 Monate genannt. Bei meinen eigenen Tieren habe ich in der ersten Generation knapp drei Jahre gewartet, bei den nachfolgenden waren es zwei bzw. knapp zwei Jahre.
Von der bei Molchhaltern nicht wenig verbreiteten frühzeitigen „Gewöhnung“ der Molche an den Wasseraufenthalt rate ich dringend ab! Die Molche wissen schon selbst, wann es soweit ist – und sie signalisieren uns das auch (siehe unten).

Das Waldbecken braucht kein Terrarium zu sein, ein ausgedientes Aquarium (anfangs wiederum nur 10-12 L) tut es auch. Man muss dieses aber sorgsam gegen Ausbruch der Tiere absichern. Eine einfache Methode, wie man herkömmliche Aquarien vor Ausbruch von Molchen absichert, ist das Anbringen eines etwa 3-4cm breiten Glasrandes, entweder als abnehmbaren Randdeckel oder fest verklebt.

Schon eine relativ schmale, rechtwinklig zu den Seitenwänden des Aquariums angeklebte Ausbruchkante von 4cm reicht aus, um selbst bei adulten Molchen einen (für sie meist tödlichen) Ausbruch sicher zu verhindern.

Bei einem nur 10-12 L kleinen Behälter bietet sich aus meiner Sicht aber eine andere Methode der Ausbruchsicherung an, die gleichzeitig ideale Bedingungen für die sichere Verfütterung von kleinen Insekten schafft: Wenn man das obere Ende einer Damenstrumpfhose nimmt, also den Sitz, und dann die Beine auf Höhe der Oberschenkel abschneidet, dann spannt man diesen Sitz über das gesamte Aquarium und verklebt den Rand z.B. mit Kreppband (siehe nächstes Foto). Für das Hantieren im Becken, etwa das Einbringen von Futter oder die Beregnung, greift man dann durch die Beine der Strumpfhose, die ansonsten mit einer Wäscheklammer o.ä. verschlossen werden. Das funktioniert absolut perfekt und ermöglicht das Verfüttern von kleinen Drosophila oder auch Blattläusen, ohne dass die sich dann plötzlich in der Wohnung ausbreiten!

Kleines Aquarium mit aufgestülptem, aber noch nicht mit Kreppband abgeklebtem „Deckel“ aus Damenstrumpfhose.

Strumpfhosen eignen sich nur dann nicht, wenn man Futtertiere einbringt, die gut nagen können, also etwa Heimchen. Diese sind bei den Molchen als Futtertiere aber ohnehin nicht erforderlich und sie weisen zudem das unnötige Risiko einer Verseuchung der eigenen Wohnung auf, wenn doch einmal Futtertiere ausbrechen.

Man sollte allerdings die grobe Gestaltung des Beckens und das Einbringen der Tiere schon fertig haben, bevor man die Strumpfhose wie beschrieben aufklebt, denn das Hantieren durch die Strumpfbeine funktioniert mit größeren Gegenständen (Moos, Kork oder Tonscheiben usw.) nicht sehr gut.

Das Verkleben der Strumpfhose ist wichtig, weil diese sonst leicht einmal vom Rand rutscht und damit die Ausbruchsicherung (für Futter wie für die Tiere) dahin ist.

Die Gestaltung eines solchen kleinen Waldterrariums ist variabel. Wichtig ist, dass es keine Wasserschale gibt, da die Jungmolche darin in der Anfangszeit durchaus ertrinken können. Außerdem benötigen die Tiere feuchte und trockene Bereiche, jeweils mit der Möglichkeit, sich darin vollständig versteckt aufzuhalten. Feucht heißt übrigens feucht, nicht nass.

Ich habe mir dafür angewöhnt, zwei Tonscherben oder gewölbte Korkrinden ineinander zu setzen. die schwächer gewölbte liegt auf dem Beckenboden, die etwas stärker gewölbte liegt darüber (und bildet gewissermaßen das „Dach“ des trocken bleibenden Verstecks). Moospolster bedecken ansonsten den ganzen restlichen Beckenboden oder auch die obere Tonscherbe. Wenn nun Wasser eingefüllt wird, um die Moospolster wieder anzufeuchten, saugen diese das auf dem Beckenboden sich ausbreitende Wasser sofort auf, aber auf der gewölbten Tonscherbe oder Korkrinde bleibt es dabei trocken. Man wird sehen, dass die Molche diese trockenen Stellen gerne aufsuchen. Wichtig ist dabei, dass die Tiere zugleich Sichtschutz haben. Das wird durch die obere Ton- oder Korkscheibe gewährleistet. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Spalt zwischen den Tonscherben bzw. Korkrinden klein ist: Molche bevorzugen nach meinem Eindruck enge Spalten gegenüber geräumigen Hohlräumen!

Für die nötige Luftfeuchtigkeit im Inneren sorgt die regelmäßige Befeuchtung des Bodens, wo das Moos das eingebrachte Wasser dann sofort aufsaugen sollte. Es sollte nur so viel Wasser eingebracht werden, wie das Moos sofort aufnimmt. Es sollte also kein Wasser am Boden stehen.

3. Periode: Anbahnung der erstmaligen Rückkehr in das Wasser
In den ersten beiden Jahren reicht ein Behälter wie eben beschrieben aus. Am Ende des zweiten Jahres benötigen wir ein etwas größeres Becken, in dem man – bei ansonsten gleicher „Inneneinrichtung“ – zusätzlich Platz für eine Wasserschale hat. Die kann klein sein, sie braucht nur einen Durchmesser von ca. 8-10 cm zu haben und muss nicht tiefer als für 1cm Wasserstand reichen. Diese Schale sollte einen sehr geringen Wasserstand aufweisen (3-4mm) und an den Rändern zusätzlich (durch Steinchen o.ä.) das leichte Ein- und Aussteigen erlauben. Wenn die Molche meinen, dass das nasse Element sie anzuziehen beginnt, dann halten sie sich dort oft auf. Zudem beginnt sich dann die Haut etwas zu verändern, nämlich vom vorherigen Gelb-Orange hin zum Grünlichen. Auch sieht die Haut dann glänzender und glatter aus. Das ist dann der Zeitpunkt, wo wir die Tiere wiederum in einen neuen Behälter umsetzen (und zwar nur die Tiere, die uns durch die beschriebenen Symptome anzeigen, dass sie soweit sind).

4. Periode: „Gewöhnung“ an den Wasseraufenthalt (Tradescantienglas bzw. Krautbecken)
Dieser neue Behälter kann z.B. das 12L Aquarium sein, in dem wir anfangs die Larven aufgezogen haben. Dort halten wir die Molche, die dann vermutlich zwei bis drei Jahre alt sind, in einem Behälter, der ganz dicht durchkrautet ist mit Tradescantien oder mit anderen Pflanzen, die im und über Wasser wachsen (z.B. Epipremnum) . Wichtig: auch hier ist der Wasserstand niedrig, nur 1-2cm! Außerdem muss es auch in diesem Behälter einen sicheren, trockenen Bereich geben, z.B. durch ein Stück Kork. Und natürlich muss auch dieser Behälter ausbruchsicher sein, sei es durch den Glasrand oder durch eine Strumpfhose.

Wenn wir feststellen, dass die eingebrachten Jungmolche sich praktisch nur noch im Wasser aufhalten und auch unter Wasser nach Futter suchen, dann können wir sie in den nächsten und letzten Behälter umsetzen.

Eine aktive „Gewöhnung“ von Molchen an den Aufenthalt im Wasser braucht es nicht! Sie kennen den richtigen Zeitpunkt selbst. Im Gegenteil versetzt die erzwungene Rückkehr ins Wasser die Tiere in unnötigen Stress.

5. Periode: Haltung im Aquarium/Aquaterrarium
Dieser neue Behälter sollte/kann ein wiederum gegen Ausbruch gesichertes 60-80 L großes Aquarium sein. Auch in diesem Becken braucht es einen sicheren, trockenen Bereich, etwa durch ein Stück schwimmendes Kork. Dieser Rückzug sollte zudem ein sichtgeschütztes Versteck haben, also einen sicheren Rückzug des Tieres erlauben, indem wir etwa einen Teil des Korks mit einem Blatt oder einem Gegenstand abgedeckt halten. Wenn Tiere das Wasser wieder verlassen und längere Zeit (mehr als einen Tag) an Land und dann vermutlich in diesem Versteck sitzen, dann geht das Ganze wieder rückwärts, also Umsetzen in das Krautbecken oder im Extrem sogar Rückkehr in das Waldbecken.

Bei der Pflege von diesen Molchen kann es sein, dass sie als erwachsene Tiere ganzjährig im Wasser bleiben. Man sollte sich darauf aber nicht verlassen! Vielmehr sollte man – wie bei unseren einheimischen Molchen – lieber davon ausgehen, dass man für die dauerhafte Pflege (mindestens) zwei Becken benötigt: ein Aqua(terra)rium für die Laichperiode sowie ein Waldbecken für den Rest der Zeit.

Bei mir sind die Tiere aber nur im ersten Jahr wieder an Land zurückgekehrt. Nachdem sie im nächsten Jahr wieder ins Wasser gingen, sind sie seitdem (d.h. seit mehreren Jahren) dauerhaft im Wasser geblieben. Sie überwintern mit anderen Worten auch im Wasser (bei mir in einem Becken, das im Keller bei 10-15° steht, wobei die Tiere in der Natur auch deutlich niedrigere Temperaturen verkraften, nämlich zwischen 2° und 5° (und sogar unter einer geschlossenen Eisdecke im Wasser überwintern; persönl. Mitteilung von Prof. Lannoo, USA).

Soweit zur Haltung und Aufzucht dieser Molche.

Blick in ein „Waldbecken“ für inzwischen schon ältere und größere Jungmolche (1,5 Jahre). In diesem Fall bereits mit einer (flach mit Wasser gefüllten) Wasserschale, in der nasse Rinde das Ein- und Aussteigen erleichtert. Die übereinander geschichteten Strukturen, mit Moos abgedeckt, beinhalten automatisch zahlreiche Nischen, die weitgehend trocken bleiben und einen Kontrast zum nassen Grund bieten. Wenn die jungen Molche Richtung Wasser streben, halten sie sich bevorzugt in der weißen Wanne am Boden auf und ihre Haut erscheint dann wie erwähnt auch mehr in (glänzend) dunklerem Grün als in (augenscheinlich trockenem) Gelb-orange. Auf dem Bild sieht man rechts zwei Molche im Futtertopf nach Springschwänzen graben, die sie neben den grünen Blattläusen sehr gerne fressen.

Einjähriger Jungmolch (NZ2013, F2) auf einer „Hirschzunge“ (Asplenium) herumkletternd. Die grünlichen Wassermolche sind im Vergleich zu anderen von mir gepflegten Molchen ausgesprochene Kletterer, sogar die erwachsenen Tiere (solange sie sich noch nicht dauerhaft im Wasser aufgehalten haben).

Jungmolch (NZ2015, F2) an der Glaswand des Miniterrarium kletternd und dabei nach Drosophila jagend, die unter dem Deckel sitzen (was zugleich einen Hinweis auf die Größe des Tieres gibt). Dieser Molch ist noch nicht lange aus dem Wasser heraus, denn man sieht an den dunklen Stellen links und rechts am Hals noch, wo während des Larvenstadiums die Kiemenäste heraustraten.

Molchmännchen (NZ2013, F2) im Prachtkleid.Der Zusatz F1, F2 oder F3 usw. bezieht sich immer auf die Generationenfolge von Nachzuchten. In diesem Fall bedeutet F2, dass das Männchen von Elterntieren abstammt, die ihrerseits nachgezüchtet sind und Eltern haben, die geschlechtsreif importiert wurden (und vermutlich Wildfänge sind). Auf dem Bild ist also der inzwischen geschlechtsreife „Enkel“ jener Molche abgebildet, die ich einst erworben und dann leider bald verloren habe (siehe meinen Einführungsbeitrag zum grünlichen Wassermolch).

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