Teil 6: Fressfeinde und Abwehrstrategien des grünlichen Wassermolchs in der Natur

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Der folgende Text greift ein Thema aus der ausgezeichneten Artbeschreibung von Hunzinger & Lannoo zu Notophthalmus viridescens (Nv) auf, wie sie im englischen Original auf der Amphibiendatenbank amphibia.web frei zugänglich ist. Nicht referiert werden hier die zahlreichen Quellen zu einzelnen Aussagen, für die man bei Interesse in den englischen Originaltext gehen sollte.
Weitere Informationen zu meiner sechsteiligen Zusammenfassung der Artbeschreibung von Hunsinger & Lannoo finden sich hier.

Was Fressfeinde und die Abwehr von Fressfeinden anbetrifft, scheint das in der Haut eingelagerte Gift (Tetrodotoxin) ein entscheidender Schutzfaktor zu sein, denn im Vergleich mit anderen Amphibien scheint Nv wenig Feinde zu werden. Dennoch gebe es einige Tierarten (unter anderem Strumpfbandnattern, große Egel oder auch Waschbären), die Nv in der Natur nachstellten bzw. Nv mindestens gelegentlich erbeuten würden.

Der wichtigste Schutz gegen Fressfeinde ist wie gesagt das in der Haut enthaltene, neurotoxisch wirksame Gift, das überwiegend im Rücken eingelagert werde. Von Hunsinger & Lannoo wird in diesem Zusammenhang eine Arbeit aus den 1960er Jahren zitiert, wonach Jungmolche 10fach giftiger seien als adulte Nv. (Dies wird durch eine aktuelle Veröffentlichung* unter Beteiligung deutscher Wissenschaftler allerdings nicht bestätigt, über die ich in diesem Blog noch berichten werde).

Jene Fressfeinde, die Nv gefährlich würden, favorisierten übrigens die weniger giftigen Körperpartien. So wird schon aus den 1930er Jahren über zahlreiche geköpfte (!) Molche berichtet, ohne dass geklärt wurde, wer die Molche zugerichtet hatte.

Im Labor habe man zur Abklärung der Giftigkeit von Nv einmal Forellen dazu verleitet, Nv zu fressen, woran die Fische (die immerhin ein Vielfaches des Körpervolumens der erbeuteten Nv hatten) innerhalb weniger Stunden verstarben. Dasselbe sei bei Versuchen mit Kröten und Reptilien passiert.

Die rote Körperfärbung der Jungmolche wirkt wohl als warnende Signalfarbe. Dazu passend zeigte es sich, dass stark gefärbte Populationen längere Aktivitätsphasen am Tage aufwiesen und auch eine längere Landphase bis zur Rückkehr in Laichgewässer hatten als eher grünlich und kryptisch gefärbte Populationen. Deren Schutzstrategie bestand vor allem darin, nicht aufzufallen (kryptische Färbung). Mit anderen Worten, die als „gefährlich“ (Signalfarbe) gefärbten Tiere scheinen es sich besser „leisten“ zu können, auch tagsüber und insgesamt für längere Zeit an Land unterwegs zu sein als Exemplare von NV, deren Färbung potentiellen Fressfeinden signalisiert, dass eher keine Gefahr mit dem Angriff/Erbeuten verbunden sein würde. (Laut einem Beitrag aus der Zeitschrift amphibia, der gemeinsamen Zeitschrift der AG Urodela und Anuren der DGHT, gibt es in den USA etliche ungiftige Salamander, die sich unter anderem die Färbung von NV zu eigen gemacht haben, um so giftig zu erscheinen wie diese! Vgl. J. Nerz „Die Strategien der Wehrlosen – Abwehrmechanismen der Salamander“, amphibia, Jahrgang 13, Heft 1, S. 15-22).

* M. Yotsu-Yamashita et al. „Variability of tetrodotoxin and of its analogues in the red-spotted newt, Notophthalmus viridescens (Ambhibia: Urodel: Salamandridae)“

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