Ich habe hier kürzlich eine Serie von Beiträgen zur Problematik der heutigen Terraristik vorgestellt, die auf einer herausragenden Übersichtsarbeit einer internationalen Expertengruppe beruhte bzw. diese zusammenfasste. In dieser Arbeit wurden drei wesentliche Problembereiche der modernen Terraristik identifiziert, nämlich Probleme im Tierschutz, also die angemessene Vermeidung von Gefahren für die in Privathand gehaltenen Exoten, im Artenschutz, resultierend aus dem Verlust von Wildtieren für deren Haltung in Privathand, sowie im Naturschutz, hier vor allem durch den möglichen Eintrag neuartiger Wildtiere und oder deren mitgebrachte Krankheitserreger in das hiesige Ökosystem.
Von „heutiger“ Terraristik habe ich eben insofern mit gutem Grund gesprochen, als unser Hobby in den letzten dreißig Jahren eine enorme Dynamik entfaltet hat im Sinne einer Popularisierung („Modewelle“) einer einst auf mehr oder weniger skurrile Liebhaber und Experten beschränkten Leidenschaft für „exotische“, jedenfalls ungewöhnliche Tiere als „Haustiere“. Mit dieser Dynamik hat sich erstens das Volumen der Tierentnahmen (Wildfänge) vergrößert, und zweitens sich auch das Profil der Halter geändert, worauf zu Recht ein frei zugängliches Dokument der in der DGHT organisierten Tierärzte kritisch hinweist. Es wurde 2008 verfasst und besitzt weiter Gültigkeit. So finde man unter den heutigen Haltern von Terrarientieren inzwischen zahlreiche Personen, die diese Tiere wie gewöhnliche Haustiere behandelten und mitunter „vermenschlichen“ – was den Ansprüchen und Bedürfnissen dieser Tiere nicht nur nicht entspricht, sondern Nachteile und Gefährdungslagen für sie hervorbringt.
Auf die Probleme der Terraristik wird in den Medien immer wieder hingewiesen, hier gern munitioniert von Personen und Gruppen, denen die Haltung von Tieren jenseits der in der Menschheitsgeschichte etablierten Haustiere per se ein Dorn im Auge ist. Wenig verwunderlich, führt diese mediale Aufmerksamkeit, die dann auch politischen Handlungsdruck aufbaut, immer wieder zu Diskussionen über ein generelles Verbot der Haltung von Exoten (in Privathand), mindestens aber von einzelnen Tierarten.
Der DGHT ist es zu verdanken, dass sie solchen Attacken gegen unser Hobby (bei manchen auch: Passion!) jeweils mit qualifizierten, sachkundigen Stellungnahmen die Stirn bietet und so Schlimmeres (bislang) verhütet hat. Die Abwehr der unverhältnismäßigen Verbotsforderungen darf anderseits nicht dazu verleiten, den wahren Kern der Vorwürfe außer Acht zu lassen oder herunter zu spielen. Darum bemühten sich die eingangs erwähnten internationalen Experten ebenso wie die in der DGHT organisierten Tierärzte.
Ich möchte in dieser Serie darlegen, (1) worin der „wahre Kern“ der Kritik begründet liegt und welche Vorschläge dazu bislang vorgelegt wurden, (2) weshalb diese Vorschläge in meinen Augen zu kurz greifen und die zu Recht aufgezeigten Probleme so nicht wirklich zu beheben oder in Schach zu halten sind, (3) wie ich mir eine konstruktive Regelung bzw. Lösung vorstelle, und werde schließlich (4) erläutern, weshalb meine Vorschläge eine wirksame und verhältnismäßige Antwort auf alle drei Dimensionen der potentiellen Gefährdung darstellen.
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