Eine Kundin schrieb mir vor einiger Zeit nach der Versendung von relativ frisch an Land gegangenen Nachzuchten des grünlichen Wassermolchs (Notophthalmus viridescens):„Die kleinen sind wunderschön. Jagen sie auch gut? Ich konnte diesbezüglich noch nichts beobachten. Ich habe kleine Asseln und Springschwänze für sie. Ich weiß nur von meinen Teichmolchen, die fast genauso klein waren, dass sie schlechte Jäger waren. Haben ewig gebraucht bis sie zugeschnappt haben und bis dahin war die Beute längst woanders… Ich habe dann angefangen, mit der Hand zuzufüttern, dann fraßen sie auch besser. Ich hatte damals auch probiert, Futtertiere für sie etwas zu zerquetschen, dann sind sie nicht weggekrabbelt, haben sich aber noch bewegt. Aber ich kann das schwer über’s Herz bringen…Vielleicht sind die Kleinen auch nur gestresst vom Transport und bald fressen sie? Einer hat auf jeden Fall gefressen, auch vom Zahnstocher. Die anderen beobachten zwar die Futtertiere, und laufen hinterher, beißen aber nicht zu… Vielleicht weil sie sich von mir gestört fühlen, wenn ich sie dabei beobachte?“
Meine Antwort zu dieser Beobachtung lautete, und sie könnte auch für andere von Interesse sein, weshalb ich diese kleine Sequenz hier einstelle:
„Guten Morgen Frau XY, ich habe bei mir die Molche auch zumeist nicht fressen sehen, sondern nur feststellen können, dass sie sich weiterentwickeln. Und das werden sie nicht ohne Futter hinbekommen haben.
Was ich sicher sagen kann ist, dass die Molche sich gerade in der Anfangszeit sehr leicht beunruhigt fühlen. Wenn Sie sie also per Hand füttern wollen, ist das der maximale Zwiespalt für das Tier, das einerseits vielleicht etwas fressen will, sich aber ansonsten am liebsten sofort verkriechen möchte. Sie müssen sich klar machen, dass die Molche bei mir unter fast natürlichen Bedingungen gelebt haben, nämlich nahezu nichts mit (einem) Menschen zu tun hatten, weil sie sich tief ins Moos verkriechen konnten, falls ich einmal im Keller auftauchte, und dort vermutlich auch Futter gefunden haben.
Die meisten Molche sind zudem keine schnellen Jäger, sondern haben viel Geduld beim Auflauern. Ich würde Ihnen raten, dass Sie den Tieren ein dick gepolstertes Moosversteck bieten, in das Sie Springschwänze hinein füttern. Vielleicht legen Sie noch ein winziges Stückchen Tomate o.ä. aus, an dem sich nicht gefressene Springschwänze dann bedienen werden.
Haben Sie einfach ein bisschen Geduld, und versuchen Sie vorläufig – auch wenn es schwer fallen mag – darauf zu verzichten, sich selbst im Mittelpunkt der Aktivitäten zu sehen. Während wir begeistert von den Aktivitäten und dem Aussehen der Tiere sein mögen, betrachten die uns (vorläufig) eher als Störung! Das wird sich im Laufe der Zeit ändern. Am besten bekommen Sie etwas von den Kleinen mit, wenn Sie einen kleinen „Regenguss“ im Becken veranstalten und dann eine Weile warten. Dann werden sie vielleicht zum Kundschaften herumwandern. Aber mit dem (direkten) Füttern sollten Sie noch eine ganze Weile warten. Ich denke, das werden Sie hinbekommen können, wenn die Tiere einige Monate alt und kräftiger geworden sind.
Herr Y hatte mir übrigens gleich Bescheid gesagt, insofern wusste ich bereits, dass die Tiere gut bei Ihnen angekommen sind. Und dass Sie momentan noch unsicher sind, ist kein Wunder. Wenn man auf einem fremden Fahrrad fährt, kommt einem dann ja auch erst einmal alles noch ungewohnt und fragil vor, bis man sich eingefahren hat… Ich hoffe, dass Ihnen das weiterhilft. Schönes Wochenende“