Vor vielen Jahren, als ich selbst noch die einheimische Gelbbauchunke (Bombina variegata) gehalten und nachgezüchtet habe, entdeckte ich in einer längst vergriffenen, aber zum Glück noch online verfügbaren Aufsatzsammlung zur Lebensweise dieser Unken in der Natur einen sehr interessanten Artikel von Karen Jahn, Heiko Knittel und Ulf Rahmel (S. 32ff) mit einer Habitatbeschreibung der Unken in einer französischen Region (obere Loire). Dabei begriff ich erstmalig, dass die Geschlechter mit Ausnahme des eigentlichen Ablaichens voneinander getrennt leben, indem es nämlich „Aufenthaltsgewässer“ gab, in denen die Autoren typischerweise Weibchen fanden, sowie „Ablaichgewässer“, in denen sich je nach Größe der Wasseransammlung (ein) Männchen befand(en). Während die Aufenthaltsgewässer stark verkrautet waren, entsprachen die Ablaichgewässer dem, was man von einer „Pionierart“ erwarten würde, die also neu entstandene Pfützen und Gewässer zum Ablaichen benutzt: sie waren kaum mit Pflanzen (und insbesondere kaum mit anderen Lebewesen) bevölkert.
Da es einigen Grund zu der Annahme gibt, dass die chinesische Rotbauchunke (entgegen ihrem deutschen Namen) mehr mit unserer Gelbbauchunke gemein hat als mit der Rotbauchunke (Gelbfärbung des Bauches außer, wenn Carotin über die Nahrung aufgenommen wird; frühes Abwandern von Gewässern in Landhabitate; Ähnlichkeit im Klang und in der Art des Rufens), hat mich dieser instruktive Artikel der französischen Autoren in der Folge dazu bewogen, meine Unken nach Geschlecht etwas zu separieren, sofern nicht gerade ein Ablaichen in Aussicht steht. Dieses Separieren kann man auf leichte Weise natürlich durch Unterbringung in verschiedenen (und dann auch unterschiedlich gestalteten) Becken vornehmen. Man kann es bei ausreichend großer Beckengröße aber auch in einem und demselben Becken probieren.
Dies habe ich in diesem Jahr bei dem unten abgebildeten Paludarium getan (Grundfläche 100×45), indem ich zwei verschiedene Aufenthaltszonen geschaffen habe: Zwei Drittel des Beckens sind zumindest an der Wasseroberfläche relativ frei und für das Männchen „gedacht“ gewesen, insofern eine freie Wasserfläche gut geeignet ist zum Rufen sowie für die über Schwingungen der Wasseroberfläche geleiteten Signale an Kontrahenten.
Die andere Zone, das rechte Drittel, markiert demgegenüber den „verkrauteten“ Bereich eines Aufenthaltsgewässers, hier vornehmlich durch das Vorhandensein von Schwimmpflanzen (Riccia).
Und siehe da: Das Männchen treffe ich fast durchweg in dem freien Bereich an, das Weibchen bevorzugt im verkrauteten 😊

P.s. einräumen muss ich allerdings kleinlaut, dass weder die Bepflanzung unter Wasser noch die über Wasser sonderlich viel mit dem natürlichen Habitat der Bombina orientalis gemein hat. Aber so genau nehmen es die Tiere zum Glück nicht 😉