Die Frage, wie alt die von uns erworbenen „Haustiere“ (unter günstigen Bedingungen, die wir stets anstreben sollten) werden können, ist für viele Molche nicht gut geklärt. Dass Molche sogar in der Natur locker die durchschnittliche Lebenserwartung von (großen) Hunden übertreffen, weiß man allerdings zum Beispiel für Notophthalmus viridescens, von dem in der Natur bereits Exemplare gefunden wurden, die deutlich älter als 10 Jahre waren (siehe auch meinen Beitrag zu N. viridescens in der Natur).
Eine deutsche Autorengruppe veröffentlichte nun in diesem Jahr einen Beitrag (Quelle siehe unten), der anhand einzelner, belegter Exemplare die Frage aufwirft, ob nicht die Lebenserwartung von Molchen womöglich viel höher ist als bislang gedacht. So ergaben sich bezüglich diverse Exemplare aus der Gattung Cynops belegte Lebensdauern von Molchen (in Gefangenschaft), die weit über den bislang kursierenden Vermutungen liegen: C. pyrrhogaster (>47 Jahre), C. ensicauda (43 Jahre) Hypselotriton cyanurus (25 Jahre), H. orientalis (32 Jahre). Die von den Autoren in diesem aktuellen Beitrag aufgeworfene Frage, ob Langlebigkeit von Schwanzlurchen nicht vielleicht eher die Regel als die Ausnahme sei, scheint insofern durchaus berechtigt.
Die Frage der Lebenserwartung von „Exoten in Privathand“, wie Terrarientiere ja nicht ohne Grund oft genannt werden, ist aber gerade unter dem Gesichtspunkt sowohl des Tierschutzes als auch des Schutzes der heimischen Fauna von großer Bedeutung. Denn während schon das Aussetzen von Hunden und anderen üblichen Haustieren, die ihren Haltern „lästig“ geworden sind, sehr problematisch ist, so ist dies bei exotischen Amphibien noch viel mehr. Denn erstens kann nicht damit gerechnet werden, dass für deren spezielle Bedürfnisse in Tierheimen oder an anderen Orten adäquate Bedingungen existieren oder geschaffen werden. Und zweitens kann ein Aussetzen solcher Tiere im schlimmsten Fall eine schwere Beschädigung der heimischen Fauna zur Folge haben, sei es, dass sich das Tier als Einwanderer sesshaft macht und ausbreitet (Neozoen), sei es, dass es als Wirt von diversen Krankheitserregern diese in die heimische Fauna einträgt und darüber dann (neue) Krankheiten in die Welt setzt (wie es für die Ausbreitung des Salamandervirus unter anderem vermutet wurde).
Mit anderen Worten sollte man sich vor dem Erwerb von Molchen vor Augen führen, dass man im Begriff steht, eine Entscheidung zu treffen, die ähnliches Gewicht haben könnte wie der Erwerb einer Schildkröte – bei der eine hohe Lebenserwartung vermutlich den meisten Menschen intuitiv klar ist und das Thema mindestens im Hinterkopf mitschwingt.
Jörn Köhler, Matt Gage, Henry Janssen, Anna Rauhaus, Thomas Ziegler (2023) Longevity in salamandrid newts – a rule, not an exception? Verified cases of Japanese Fire-bellied Newts (Cynops pyrrhogaster) reaching a lifespan of more than 40 years. Revue suisse de zoologie; annales de la Société zoologique suisse et du Muséum d’histoire naturelle de Genève. Band 130, S. 121-24.
Ein Kommentar