Was weiß man über Marmormolche während ihres Aufenthalts an Land?

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Über das Leben der während ihres Landaufenthalts fast durchweg sehr versteckt lebenden Molche ist überwiegend nur wenig bekannt. Das wird zunehmend als ein Problem angesehen, nämlich wenn es darum geht, über Maßnahmen zu deren Schutz nachzudenken bzw. diese zu planen.

Zwei Wissenschaftler, die sich über viele Jahre ausgiebig unter anderem mit dem Kammmolch sowie dem Marmormolch befasst haben, führten Ende der 1990er Jahre eine Feldstudie durch (Jehle & Arntzen 2000), die zu dieser wichtigen Frage Erkenntnisse lieferte. In dieser Studie wurden die Molche (Triturus cristatus im Vergleich mit Triturus marmoratus) jeweils mit kleinen Sendern ausgestattet, die leicht genug waren, um ihr natürliches Verhalten nicht zu stören (was Jehle in einer separaten Veröffentlichung näher begründet und belegt; Jehle 2000). So konnte das Wanderungsverhalten der Tiere, einschließlich ihrer Habitatwahlen, exemplarisch zumindest für diese beiden Arten analysiert werden. Die Bewegungen von 30 Individuen wurden über 491 Tage aufgezeichnet.

Abwanderung vom Laichgewässer und Aufenthalt an Land
„Nach dem Verlassen des Teiches wanderten die Molche einige Stunden lang oberirdisch und legten dabei relativ große Strecken zurück“, nämlich bis zu 137 Meter.  Die Wanderungen nach der ersten Nacht erfolgten meist unterirdisch (in Mäusegängen und dgl.) und über kürzere Strecken (< 6,8 m). Höhlen von Kleinsäugern zählten zu den bevorzugten Unterschlupfmöglichkeiten der Molche.

„Die Abwanderung aus dem Brutteich erfolgt in alle Richtungen, jedoch mit deutlicher Bevorzugung von Winkeln zu bestimmten Lebensraumtypen (…) Darüber hinaus zeigt die vorliegende Studie, dass der bevorzugte Abwanderungswinkel mit dem bevorzugten terrestrischen Lebensraum in relativ großer Entfernung vom Teich zusammenfällt. (…) Die anfänglichen Wanderungen mit hoher Geschwindigkeit und die klare Ausrichtung deuten darauf hin, dass die untersuchten Molche entweder ein gewisses Maß an Wissen über ihre lokale Umgebung besitzen, oder ansonsten benötigen sie einen geografischen Orientierungssinn und einen Kompass als Voraussetzungen für eine ‚richtige Navigation‘“. Ob Letzteres zutrifft, kann erst weitere Forschung klären.

Trotz der beachtlich großen Maximalentfernungen von 146 m vom Teich hielten sich 64 % aller aufgespürten Molche in einem Umkreis von nur 20 m um den Teichrand auf. Beide Arten bevorzugten Gebiete mit Büschen, Hecken und Bäumen und mieden Weiden und offene Flächen. Wanderungen in Richtung eines Lebensraumtyps, der durch Bäume und unterirdische Unterstände gekennzeichnet ist, wurden gegenüber Wanderungen in andere Richtungen bevorzugt. Eine klare Trennung der terrestrischen Nischen zwischen den beiden Molcharten wurde nicht beobachtet.

Das Vorhandensein von unterirdischen Verstecken, wie vor allem Mäusegänge, scheint für die Habitatwahl von größerer Bedeutung zu sein als die überirdische Beschaffenheit. An Land wurden nur sehr kurze überirdische Präsenzzeiten der Molche festgestellt. So nutzten die Molche „die Gelegenheiten zur Futtersuche an der Oberfläche in Regennächten nicht (…) Die Vermeidung einer Begegnung mit Fressfeinden könnte einer der Gründe sein, warum T. cristatus und T. marmoratus ihre Oberflächenwanderungen auf kurze Zeiträume beschränken.“

Alle obigen Zitate aus Jehle & Arntzen (2000), Seite 304; eigene Übersetzung/DEEPL

In einer wenige Jahre später von anderen Forschern durchgeführten Studie mit ähnlicher Zielsetzung, jedoch ohne eine Sensorerfassung der Wanderungswege der Tiere, konnte die Bevorzugung von vegetationsreichen gegenüber freien Habitaten bestätigt werden (Marty et al. 2005). Auch die Beobachtung von Jehle & Arntzen (2000), dass einige Molche nach dem Verlassen des Laichgewässers zielstrebig auch längere Entfernungen zurücklegten, konnte in einer zur selben Zeit in Katalonien (Spanien) durchgeführten Studie bestätigt werden (Villero Pi et al. 2007). Dort wurde sogar bei einem der Molche eine zielstrebig zurückgelegte Strecke von 1300 Metern beobachtet! (Dies lässt erneut die oben bereits adressierte Frage anklingen, ob ein geografischer Orientierungssinn existiert  und/oder die Befähigung zu echter Navigation.)

Literaturhinweise:

Jehle, R. (2000): The terrestrial summer habitat of radio-tracked great crested newts (Triturus cristatus) and marbled newts (T. marmoratus). In: Herpetological J 10, S. 137–142.

Jehle, R.; Arntzen, J. W. (2000): Post-breeding migrations of newts (Triturus cristatus and T. marmoratus) with contrasting ecological requirements. In: J. Zoology 251 (3), S. 297–306. DOI: 10.1017/S0952836900007032.

Marty, P.; AngÉlibert, S.; Joly, Pierre (2005): Directionality of pre- and post-breeding migrations of a marbled newt population (Triturus marmoratus): Implications for buffer zone management. In: Aquatic Conservation: Marine and Freshwater Ecosystems 15, S. 215–225.

Villero Pi, Dani; Llorente, Gustavo; Montori, Albert (2007): The marbled newt (Triturus marmoratus, Urodelae) in Sant Llorenç del Munt i l’Obac. (Konferenz-Abstrakt in ResearchGate)

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