Haltung von chinesischen Rotbauchunken

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Eine sehr ausführliche, schön bebilderte und qualitativ hochwertige Auskunft über die Haltung von chinesischen Rotbauchunken (Bombina orientalis) findet man auf der Seite von Citizen Conversationship. Ich danke meinem Terrarienfreund Leandro Bergmann, der an dieser Empfehlung mitgearbeitet hat, für diesen Tip.

Was die Aufzucht junger Unken nach der Metamorphose anbetrifft, wäre mir wichtig zu betonen, dass die kleinen Landgänger nach der Metamorphose eher NICHT im Aquaterrarium gehalten werden sollten! Junge Unken benötigen keinen Wasseraufenthalt, sondern es reicht ein feuchter (nicht nasser) Boden, wie ihn etwa Moospolster und dergleichen bieten. Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit der Aufzucht in kleinen Aquarien, die als „Deckel“ mit einem Damenstrumpf bespannt waren (siehe Foto), so dass in dem Becken problemlos Blattläuse, Drosophila (flugfähige ebenso wie flugunfähig) oder auch Springschwänze verfüttert werden können, ohne dass die Futtertiere in die Umgebung entweichen können. Wichtig ist dabei allerdings, dass man den Strumpf etwa mit einem Kreppband umlaufend auf der Glasscheibe fixiert, um ein versehentliches Abrutschen des Strumpfs vom Glas zu verhindern, das den Ausbruch der Futter- und Aufzuchttiere zur Folge hätte.

10 L Aquarium als Aufzuchtbecken

Wenn man junge Unken im nassen Milieu halten will, dann sollte man dies erst ab Ende des zweiten Monats nach Metamorphose beginnen und bei einem sehr niedrigen Wasserstand (1-1,5cm) sowie zahlreichen Möglichkeiten zum Aufenthalt ausserhalb des Wassers, wie es z.B. für ein „Tradescantienglas“ typisch ist.

In dem oben erwähnten, sehr guten Haltungsbericht von Citizen Conversationship wird auch auf das Thema der Bauchfärbung von Bombina orientalis eingegangen. Zu recht weisen die Autoren darauf hin, dass die Bauchfärbung der kleinen Landgänger zunächst eher weißlich, später gelblich ist, aber bei Nachzuchten die für diese Art sonst typische, kräftige Rotfärbung zumeist nicht zustande kommt. Gleiches kennt man übrigens auch von der Aufzucht etwa der chinesischen Zwergmolche (Hypselotriton orientalis) oder seines großen Bruders, dem Wangenfleckmolch (Hypselotriton cyanurus). Hintergrund dafür ist jeweils, dass die bei der Aufzucht in Gefangenschaft zumeist verabreichten Futtertiere nicht den hohen Carotinanteil aufweisen, wie ihn die in der natürlichen Umgebung dieser Unken vorkommenden Futtertiere haben, etwa diverse Krebstierchen.

Dadurch, dass das Thema Bauchfärbung in dem genannten Dokument als eines von mehreren „Haltungsproblemen“ genannt wird, erwecken die Autoren den durchaus fragwürdigen Eindruck, als sei es den chinesischen Rotbauchunken angemessen, wenn sie die bei ihnen bloß MÖGLICHE Rotfärbung (durch Einlagerung von nicht verstoffwechselten Farbstoffen in der Haut) auch realisieren. Die gleiche falsche Annahme suggeriert die Aussage im selben Abschnitt: „ein gelber Bauch ist also kein unabänderliches Schicksal, sondern kann durch RICHTIGE Ernährung (d.h., Zusatz von Farbstoffen) korrigiert werden“ (Hervorhebung und Ergänzung durch mich).

Demgegenüber kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden, dass es sich bei der roten Einfärbung der Bauchhaut lediglich um eine genetisch vorgesehene MÖGLICHKEIT der Einlagerung von nicht verstoffwechselten Nahrungsbestandteilen handelt. Diese Möglichkeit ist übrigens bei unseren nahe verwandten Gelbbauchunke NICHT vorhanden. Ihr könnte man so viel Farbstoff oder Farbstoff enthaltende Futtertiere anbieten wie man wollte, es bliebe der gelbe Bauch.*
Ein gelber oder orangefarbener Bauch bei einer chinesischen Rotbauchunke ist mit anderen Worten KEIN Zeichen für einen Mangel im Sinne einer irgendwie unzureichenden Versorgung. Insofern ist es auch irreführend, hier von Haltungs-„Problemen“ zu sprechen oder davon, dass eine mit Carotinoiden angereicherte Nahrung „richtiger“ wäre. Denn ein „Problem“ stellt eine solche Färbung allenfalls in den Augen des Halters dar, NICHT aber für die Unken. Dies räumen die Autoren in ihrem an sich sehr guten Dokument auch am Ende desselben Abschnitts selbst ein, dennoch erwecken sie in eben genannter Weise aber gerade den umgekehrten Eindruck.

Der Punkt ist mir insofern nicht unwichtig, als die Zuführung von Farbstoffen (z.B. über das Bepudern von Futtertieren) vielleicht auch einmal zu einer Überdosierung bei den Unken und darüber zu gesundheitlichen Problemen führen kann, wie die Autoren selbst es für möglich halten. Insofern sollten wir vorsichtig sein, UNSERE ästhetischen Vorlieben über die Bedürfnisse der Tiere zu stellen. Mindestens sollte man mit der Zufütterung von Farbstoffen eine ganze Weile warten, denn je mehr Körpervolumen die jungen Unken im Laufe ihres Heranwachsens erlangt haben, umso geringer dürfte ein mögliches Problem der Überdosierung mit Farbstoffen ausfallen (selbst wenn es für Letzteres bislang m.W. keine Belege gibt). Die Einlagerung von Farbstoff und damit die Rotfärbung des Bauchs ist jedenfalls altersunabhängig möglich, sie muss also, wenn schon, dann keineswegs gleich zu Beginn der Entwicklung als Landgänger erfolgen

* Raehmel, C.A.: Ergänzende Bemerkung zur Rotpigmentierung der Bauchseite bei Jungtieren von Bombina orientalis auf der Basis von Canthaxantin. In: Salamandra (1976) Jahrgang 12, Heft 1, 47.

Ein Kommentar

  1. Eine sehr schöne, detailreiche Zusammenstellung habe ich kürzlich auf der Seite von einem Mario gefunden:
    https://www.tropenzimmer.eu/Tiere/bombina-orientalis.html

    Knapper, aber ebenfalls sehr brauchbar ist die Zusammenfassung beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, wo es ein Haustierportal gibt, das auch Terrarientiere einschließt. Was mich auf dieser Seite positiv angesprochen hat, ist der gleich auf den ersten Blick erkennbare Hinweis, dass Unken locker das Alter von Hunden erreichen (und ihre Anschaffung also ebenso gut überlegt sein will), und dass man sie nicht in Gartenteiche setzen darf.
    Die Seite findet man hier:
    https://www.haustier-berater.de/haustierdatenbank/terrarientiere/details?tx_haustierportal_haustierliste%5Bcontroller%5D=Pets&tx_haustierportal_haustierliste%5Bpets%5D=126&cHash=4ec4bcb0d1c1f2d4d8cbcc9b4e4c8757

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