Jungmolche können anscheinend die Wassertiefe abschätzen

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Jedenfalls kann ich mir anders kaum erklären, was ich dieser Tage in meiner Anlage beobachten konnte. Aber der Reihe nach: ich hatte eine kleine Gruppe Feuerbauchmolche (H. cyanurus) in einem Becken untergebracht, das auf insgesamt geringer Grundfläche allerhand Kletterbereich (Holz und auch Kork) aufwies, während die Bodenplatte etwa 1 cm Wasserstand hatte. Nachdem ich beobachtet hatte, dass immer mal einzelne Jungmolche (NZen aus dem letzten Jahr) im Flachwasser zu sehen waren, also deutlich vor der Geschlechtsreife und einer altersüblichen Rückkehr in das Wasser, wollte ich ausprobieren, ob einzelne Exemplare womöglich bereit schienen, vorzeitig und dauerhaft ins Wasser zu wechseln, wo sie bekanntlich einfacher aufgezogen werden können als an Land. Ein Kunde von mir hatte das mit seinen Jungmolchen aus derselben Saison, also gewissermaßen den Geschwistern meiner Jungmolche, immerhin beobachtet (siehe den Kommentar von Julian zu meinem Beitrag über den bevorzugten Aufenthaltsort von Jungmolchen)

Ich setzte also die ganze Gruppe in eines meiner „Transitbecken“ um, das sind 60er Standardaquarien mit einer oberen Ausbruchkante, in die in diesem Fall sogar zwei Landteile integriert sind, die jeweils einen bequemen Aus- oder Einstieg am Ende der Laichzeit oder zum Zeitpunkt der Metamorphose (und deshalb also eine „Transition“) ermöglichen. Der Wasserstand dieses Beckens war 12 cm, so dass also ein in das Wasser zurückkehrender Molch einen relevanten Schwimmraum vorfand. Der Ein- und Ausstieg ist bei beiden Landteilen für die Molche denkbar einfach (siehe meinen Beitrag zur Gestaltung von Ausstieghilfen), und die beiden Landteile haben eine Größe, die auch den dauerhaften Aufenthalt der Molche problemlos ermöglichen (was bei einem Landteil als „Korkinsel“, wie man es in der Literatur oder in Blogs gelegentlich zu lesen bekommt, nicht wirklich der Fall ist).

Nun zeigte sich aber, dass von der Gruppe nicht ein einziger Molch den Weg ins Wasser nahm! Ich sah mir das ein paar Tage an, um auszuschließen, dass es sich um ein zufälliges Ereignis handelte. Denn ich hätte nicht beschwören wollen, dass die Molche in dem eingangs beschriebenen Becken (mit 1 cm Wasserstand) wirklich täglich auch einmal das Wasser aufgesucht hatten, so dass erst ein über Tage nicht im Wasser zu sehender Molch einen definiten Unterschied anzeigte.

Da in dem „Transitbecken“ die Bereiche zum Ein- und Ausstieg wie gesagt recht einfach und sicher gestaltet waren, lag für mich der Verdacht nahe, dass es die zu große Wassertiefe sei, die die Molche nun davon abhielt, wie zuvor kleine Ausflüge ins Wasser vorzunehmen.

Ich setzte die Gruppe daher nochmals um, diesmal in ein Transitbecken gleicher Größe, dessen Landteil aber nur 6 cm Höhe aufweist, so dass die maximale Wassertiefe entsprechend gering ist. Faktisch habe ich dort dann sogar nur 2-3 cm Wassertiefe erzeugt und die 10 kleinen Fußgänger dann auf den Landteil sowie einen vorgelagerten Kiesbereich gesetzt, der ins Wasser sachte abfällt, so dass für die Jungmolche auch hier ein Wechseln des Milieus sehr einfach möglich ist.

Und siehe da: seit der Rückkehr in ein Becken mit niedrigem Wasserstand sehe ich täglich mindestens eines der Tiere bei einem Wasseraufenthalt, allerdings keines der Tiere dauernd im Wasser. Sie kehren also stets wieder an Land zurück. Das heißt, sie müssen vorher irgendwie erkannt haben, dass sie in tieferes Wasser wechseln würden, wenn sie ins Wasser gehen – und genau das scheinen sie unattraktiv gefunden zu haben. Woran sie erkennen konnten, wie hoch der Wasserstand ist, bleibt natürlich eine offene Frage.

Das jetzige Becken hat von der Gestaltung her übrigens etwas Ähnlichkeit mit den von Paul Bachhausen beschriebenen Becken zur Aufzucht von Feuerbauch-Jungmolchen, also ein Landteil mit Kiesaufschüttung, an dessen Ende ein Wasserteil ist, über den bei P. Bachhausen auch die gründliche Reinigung erfolgt.

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