Über den chinesischen Tüpfelmolch (Hypselotriton cyanurus), den engsten Verwandten des wesentlich häufiger gehaltenen und gehandelten chinesischen Zwergmolchs (H. orientalis), gibt es nur sporadisch einmal Informationen. Heute will ich deshalb über das Ergebnis einer kleinen „Statistik“ berichten, die ich in diesem Jahr vorgenommen habe.
Ich halte drei adulte Weibchen (F0 ca. aus 2008; F1 aus 2016; F1 aus 2018), deren individuelle Eiablage ich beurteilen kann, weil ich sie mit Beginn der Laichsaison (Ende März bis Ende Mai) getrennt halte und außerdem die Pflanzen regelmäßig nach Laich absuche. Abgelegte Eier werden dann sofort entnommen, da diese Molche, wie es bei Franzen & Franzen mit Recht heißt, arge Laichräuber sind. Erst seit ich Laich regelmäßig heraussuche, habe ich bei dieser Art nennenswerte Zahlen an Larven aufzuziehen (siehe unten).
Der erste interessante Punkt unter dem Gesichtspunkt der Reproduktion war, dass sich die drei Weibchen beträchtlich unterscheiden hinsichtlich der Anzahl abgelegter Eier: Bei dem Ausgangstier F0 hatte ich weniger als 25 Eier gefunden, bei der „Tochter“ aus F1 2016 waren es knapp unter 100 Eier, und bei der aus 2018 waren es 65 Eier. Die tatsächliche Anzahl gelegter Eier wird definitiv höher gewesen sein, weil trotz des fast täglichen Absuchens sicher das eine oder andere Ei unentdeckt geblieben ist bzw. vor meinem Entdecken schon wieder verspeist wurde. Aber dieses Argument, also nicht alle Eier auch gefunden zu haben, sollte dann natürlich alle drei Weibchen gleichermaßen betreffen, und es erklärt also nicht die Unterschiede zwischen den Weibchen.
Das F0-Weibchen ist aktuell mindestens 16 Jahre alt. Ich hatte damals eine Gruppe (1;2) als mutmaßliche Wildfänge bereits als adulte Tiere erworben (bzw. im Verhältnis 1:3 gegen subadulte Nachzuchten von H. orientalis eingetauscht). Dass dieses importierte Weibchen bereits am natürlichen Ende seiner Fertilität angekommen sein könnte, und sich deshalb die Unterschiede zu den beiden NZ-Weibchen ergeben, ist allerdings auch unwahrscheinlich. Immerhin wurde für in Gefangenschaft gehaltene Molche dieser Art bereits ein Höchstalter von über 20 Jahren berichtet.
Vielleicht sind die Unterschiede aber auch bloß zufällig und meine „Statistik“ fällt im kommenden Jahr ganz anders aus. Man wird es sehen. Beachtlich, weil unerwartet, fand ich auf jeden Fall, dass sich die Weibchen in diesem Punkt so deutlich unterschieden.
Außerdem habe ich in diesem Jahr bei dem Weibchen F1 2016 durch Nachzählen einmal kontrolliert, wie hoch wohl die Sterblichkeit der Larven bis zur Metamorphose ist. Für den sich daran anschließenden Lebensabschnitt, also die Ausfallrate in den ersten Tagen und Wochen nach der Metamorphose, hatte ich dazu bereits Zahlen ermittelt bzw. tue dies routinemäßig für alle von mir nachgezogenen Arten, indem ich für alle Tiere dokumentiere, wie viele mir seit der Geburt (Metamorphose) bis zur Abgabe an andere Personen selbst verlorengehen. Diese Ausfallrate nach der Metamorphose war bei H. cyanurus sehr gering (4%), vergleichbar mit der des grünlichen Wassermolchs (Notophthalmus viridescens, 6%), den ich viele Jahre gezüchtet habe, und deutlich besser als bei meinen Unken (Bombina orientalis, 17%), die ich schon am längsten nachzüchte. Aber die Ausfallrate auf dem Weg bis zur Metamorphose hatte ich, wie gesagt, noch nie überprüft.
Ich habe das dieses Jahr für das Weibchen F1 2016 getan, weil bei diesem Tier eine beträchtliche „Stichprobengröße“ vorgelegen hat. Die Ergebnisse würden dementsprechend schon etwas besagen, dachte ich mir.
Für den Zeitpunkt Stadium 3 der Larvenentwicklung (erstmalige komplette Schwarzfärbung der Larve) bis zum Erreichen der Metamorphose hat sich bei mir eine überraschend niedrige Ausfallrate ergeben: von den 64 schwarzen Junglarven hatten 60 (94 %) das „rettende Ufer“ erreicht, sie sind also als kleine, fertige Molche an Lang gegangen.
Gemessen an der Anzahl der über 90 Eier dieses Weibchens war damit bis zum Erreichen des Stadiums 3 der Larvenentwicklung ein nennenswerter Verlust von ca 20%-30% zu beklagen gewesen, aber eben kaum noch danach. Dieser Verlust mag auf verpilzende Eier zurückgegangen sein, auf Verluste in der Embryonalentwicklung, oder eben auf die ganz frühe Larvenphase.
Dass von den Larven im Stadium 3 bis zur Metamorphose dann aber kaum noch jemand verlorenging, war für mich insofern sehr überraschend, als auch für H. cyanurus bekannt ist, dass Larven untereinander kannibalisch sind, vorzugsweise bei deutlichen Größen- und Entwicklungsunterschieden.
Diese sehr guten Ergebnisse von unter 10 % Verlusten bis zur Metamorphose erkläre ich mir vornehmlich durch die Verwendung von Riccia fluitans in den Aufzuchtbecken. Hierbei handelt es sich um eine, dichte Polster bildende Schwimmpflanze, die bei hoher Lichtintensität aber auch in unteren Bereichen eines Aquariums anwächst (und im Übrigen auch emers wächst, was sie bei mir jedoch in keinem der Becken bislang getan hat). In diesen, mehrere Zentimeter dicken Moospolstern unter der Wasseroberfläche halten sich insbesondere kleine Molchlarven bevorzugt auf. Sie finden dort Kleinstfutter, aber offenbar auch guten Schutz vor größeren „Geschwistern“. Zu Riccia fluitans hatte ich hier bereits etwas geschrieben.
Seitenansicht auf ein mehrere Zentimeter dickes Moospolster von Riccia fluitans