
Dumerils Querzahnmolch (Ambystoma dumerilii) ist ein dem mexikanischen Axolotl nahe verwandter Molch. Er kommt im Pátzcuaro-See vor, ebenfalls in Mexiko, und gilt dort allerdings als vom Aussterben bedrohte Art (Status CR). Der See ist mit einer mittleren Tiefe von nur 5 Metern relativ flach. Zum Vergleich: der Schweriner See ist mit durchschnittlich 12 Metern mehr als doppelt so tief. Dafür aber ist die Ausdehnung des Pátzcuaro Sees mit 126,4 m2 doppelt so groß wie beim Schweriner See, der immerhin der viertgrößte Deutschlands ist.

Im Spektrum der Wissenschaft wird diesem Molch ein kleiner Beitrag gewidmet unter dem ungewöhnlichen Titel: „Nonnen bewahren seltenen Lurch„.
Darin heißt es, dass in der Stadt Pátzcuaro ein Kloster existiere, in dem die dort lebenden Klosterfrauen bereits seit mehr als 150 Jahren diesen heutzutage vom Aussterben bedrohten Molch halten und züchten würden. Und zwar nicht, weil sie ihn so possierlich fänden, sondern weil sie herausgefunden hätten, dass ein Sekret des Lurchs, für die Herstellung eines speziellen Hustensafts nötig sei! Dass dieser Molch noch nicht ausgestorben ist, „verdankt“ er also dem Umstand der Nützlichkeit für diese Frauen. Laut dem Artikel im Spektrum der Wissenschaft ist es sogar so, dass der Tierbestand im Kloster eine genetische Variabilität aufweist, die weltweit ihresgleichen sucht.
Ohne diesen glücklichen Zufall, nämlich dass der Molch als bewahrenswertes (also zu kultivierendes!) Geschöpf für nützlich erachtet wurde und nicht als eines, das man vernutzt, wäre die Art heute wohl verschwunden. Denn bis in die 1980er Jahre seien diese Molche „tonnenweise aus dem See gefischt“ worden“. Das Tier gilt lokal als Spezialität zum Essen! Hinzugekommen ist wohl, dass – wie an so vielen Stellen auf der Welt – exotische Fische in den See eingesetzt wurden, die den einheimischen Arten das (Über-) Leben schwergemacht haben. Schließlich hätte auch die Abholzung der Wälder im Einzugsgebiet des Gewässers die Lebensbedingungen zusätzlich verschlechtert, weshalb die Art seit einigen Jahren als vom Aussterben bedroht gilt.
Das ist ein altbekanntes Muster, das in den oftmals hitzigen Diskussionen über die Haltung von Exoten in Privathand gern ausgeblendet wird: die Gefährdung von Arten beruht zumeist nicht auf dem Raubbau durch Entnahmen für ein zugegeben exotisches Hobby, sondern es ist zumeist diese Kombination aus Vernutzung durch wirtschaftlich lukrative, und dadurch massenhafte Entnahme (zum Beispiel wie hier als Nahrungsmittel oder der Häute wegen, wie es bei Schlangen und Krokodilen der Fall ist usw.) plus Beschädigung (oder Vernichtung) des vorhandenen Ökosystems, wie es hier sowohl durch das Einbringen von artfremden Tieren der Fall ist als auch durch die starke Verunreinigung des Wassers.
Andererseits darf man nicht darum herumreden, dass auch die Entnahme von Tieren für unser Hobby zumeist eine Vernutzung darstellt. Diese Entnahmen sind allerdings nur bei sehr seltenen Arten, bei denen bereits geringe Entnahmen kritisch werden können, ernsthafte Risikofaktoren. Ansonsten reichen die Entnahmen von Tieren für den Terrarienhandel zahlenmäßig nicht ansatzweise an die Zahlen heran, wie es für Entnahmen aus den vorher genannten Gründen der Fall ist (siehe dazu bei Interesse auch diesen Blogbeitrag von mir).
Der Zoo in Schwerin beteiligt sich übrigens an einer international koordinierten Erhaltungszucht. Die scheint bislang gut zu funktionieren, denn außer dem adulten Tier, das ich direkt an der Frontscheibe des (ziemlich riesigen Beckens) fotografieren konnte, gab es auch allerlei Jungtiere in eingehängten Körben an der Wasseroberfläche. Was es damit auf sich hat, blieb mir unklar. Möglicherweise eine Schutzmaßnahme, damit die Elterntiere nicht kurzerhand eines der Jungtiere verspeisen.