Von den Unterarten des chinesischen Feuerbauchmolchs (Hypselotriton, früher Cynops) werden hierzulande zumeist (allenfalls) zwei in Terrarien gehalten, nämlich vor allem Hypselotriton orientalis und (selten) H. cyanurus. Weniger bekannt ist, dass es neben diesen beiden Arten und der als ausgestorben geltenden Unterart H. woltersdorffi noch sieben (!) weitere Unterarten gibt.
In der auf Taxonomie, Phylogenetik und Biogeografie ausgerichteten Fachzeitschrift ZooKeys wurde im letzten Jahr ein Beitrag veröffentlicht, der eine elfte Unterart vorstellt. Von den bereits bekannten Unterarten ist sie nicht nur genetisch abgegrenzt, sondern auch phänotypisch, also vom Aussehen her. Das ist insofern bemerkenswert, als in der jüngeren Vergangenheit eine Vielzahl von „neuen“ Unterarten sich nicht augenscheinlich von den Tieren unterschied, zu denen man sie bis dato gerechnet hatte. Vielmehr wurde zumeist „nur“ der Beweis erbracht, dass sie aufgrund ihres molekular-genetischen Fingerabdrucks gegenüber der bisher geglaubten Entität verschieden sei.
Die neue und auch wirklich neu aussehende Unterart wird Hypselotriton huanganggensis bezeichnet.
Nachfolgend will ich sie kurz vorstellen. Bei der Gelegenheit werde ich noch Informationen zu den anderen Unterarten einflechten, soweit über diese in dem erwähnten Beitrag von Z. Jiang und Mitarbeitern Details genannt werden (Quelle des Beitrags siehe unten).
Die neue Unterart können wir uns überwiegend ähnlich wie H. orientalis vorstellen, also als einen eher kleinen Molch (Männchen ca. 8 cm; Weibchen ca. 9 cm). Auffälliger Unterschied zu H. orientalis ist hingegen, dass die Oberseite nicht einheitlich schwarz ist, sondern eher dunkelbraun mit schwarzen, durchschimmernde Flecken. Die nachfolgende Abbildung, die der Orignialarbeit entnommen wurde, hebt zudem hervor, dass die Tiere charakteristische kleine Warzen an den Flanken aufweisen, die sich weißlich vom Körper abheben. (Diese weißlich sich abhebenden „Warzen“ waren allerdings auch bei meinen H. orientalis klar zu sehen, wie die nächste Abbildung eines gerade Eier legenden Weibchens von H. orientalis zeigt).


Bislang habe man die neue Unterart, so die Autoren, nur in einem kleinen, nicht besonnten Tümpel einer bestimmten hügeligen Region im Südosten Chinas gefunden (82 Meter hoch gelegen).
Die vergleichende, phylogenetische Methode beruht auf Auswertungen zur molekularen Struktur und anhand ihrer Ergebnisse schlussfolgert man darüber auf die verwandtschaftlichen Beziehungen bzw. die Nähe der entwicklungsgeschichtlichen Verwandtschaft von Arten und Unterarten. Diese Verwandtschaftsbeziehungen und ihre Nähe oder Distanz wird in der Form eines phylogenetischen Baums dargestellt. Die jeweils im Blickpunkt stehende Unterart bildet stets die Spitze und nachfolgend (also mit zunehmender verwandtschaftlicher Distanz) alle untersuchten Unterarten und ggf. andere Arten.
Für die neu beschriebene Unterart H. huanggangensis und die weiteren Unterarten von Hypselotriton ermittelten Jiang und Co-Autoren folgenden phylogenetischen Baum:

Am nächsten verwandt mit der neu beschriebenen Unterart erweist sich H. fudingensis, eine in geringer räumlicher Entfernung vorkommende, sehr ähnliche Art, die aber durch einen Gebirgszug von H. huanggangensis getrennt ist, wodurch offenbar eine wirksame evolutionäre Barriere resultiert. Nahe verwandt ist auch H. orientalis, der etwa dieselbe Größe hat wie die neu beschriebene Art, aber wie erwähnt nicht die für die neue Unterart typische Fleckzeichnung auf dem Körper aufweist. Dagegen sind H. cyanurus sowie der sehr ähnliche H. yunnanensis am „anderen Ende“ platziert und innerhalb der Gruppe Hypselotriton maximal von der neu beschriebenen Art abweichend. Dazu passt, dass alle mit einem roten Wangenfleck gekennzeichneten Unterarten, wozu H. cyanurus und H. yunnanensis gehören, aber auch H chenggongensis sowie der ausgestorbene H. woltersdorfi, räumlich weiter entfernt vorkommen, nämlich im südwestlichen China (Guizhou; Yunnan). Demgegenüber besiedeln alle anderen sieben Unterarten das hügelige südöstliche China bis nahe an die Küste.
Liest man den phylogenetischen Baum nicht von oben nach unten, sondern von links nach rechts, erkennt man, dass der gesamten Gruppe Hypselotriton die in Südchina in Bergregionen vorkommenden Kurzfuß-Molche (Pachytriton) phylogenetisch am nächsten zu stehen scheinen.
Den Originalbeitrag von Z. Jiang et al. (2024) findet man unter dieser Adresse
DOI: 10.3897/zookeys.1208.126092