Das flutende Lebermoos (Riccia fluitans) ist ein zumeist als Schwimmpflanze bekanntes Wassermoos, das bei ausreichender Helligkeit auch unter der Wasseroberfläche gedeiht, also etwa angebunden an Moorkienholz. Es kann aber auch an Land zurechtkommen, mindestens ausharren (Trockenperioden überstehen; siehe Wikipedia). Bekannt ist das Moos allerdings im Wesentlichen als Schwimmpflanze in der Aquaristik. Dazu habe ich hier bereits berichtet, nämlich dass sich diese Schwimmpflanze wunderbar eignet für die Aufzucht von Molchlarven.
Dass dieses Moos auch an Land gedeiht, wusste ich zwar aus der Literatur bzw. Wikipedia, hatte es aber in meinen Becken bislang nicht beobachten können. Im Unterschied etwa zu Javamoos hatte es nicht die Tendenz, an den Randzonen von selbst aus dem Wasser herauszuwachsen.
Ich kam dann auf die Idee, die Wuchsform an Land einmal gezielt herbeizuführen, indem ich eine Ansiedelung versuchte bei mindestens in den ersten Wochen sehr hoher, knapp bei 100 %- iger Luftfeuchtigkeit. Das funktionierte bei einem Kleks Moos, den ich in eine kleine, als Mini-Anzuchtkasten dienende klarsichtige Plastikdose einbrachte. Danach probierte ich es in etwas größerem Maßstab, indem ich mehrere jeweils ca. 7 cm2 große Ausschnitte von dichter Riccia-Schwimmpflanze auf einem Stück Holz in einem Aufzuchtbecken für einjährige Feuerbauchmolche (Hypselotriton cyanurus) ausbreitete. Auch hier sorgte ich durch entsprechende Abdeckung des Beckens für eine gleichbleibende, wiederum sehr hohe Luftfeuchtigkeit.
Das Ergebnis ist, wie man auf den nachfolgenden Fotos sieht, recht beeindruckend, selbst wenn das daraus entstandene Moospolster nicht reinrassig Riccia fluitans ist, weil sich nach meinem Eindruck noch eine andere Moosart darin mit ausgebreitet hat.1


Mit etwas Geduld entwickelt sich daraus eine wirklich ansehnliche Mooslandschaft, die inzwischen auch etwas resistenter ist gegen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit.
Und nun scheint sich die langsamere Riccia auch gegen das andere Moos durchgesetzt zu haben, jedenfalls sind die schönen Moospolster, die man auf der Gesamtsicht im nachfolgenden Bild sieht, weit überwiegend Riccia. Ich jedenfalls bin begeistert. Ob es meine Molche auch so toll finden, weiß ich nicht. Sie gedeihen aber immerhin gut.

Moosflächen von Riccia fluitans in der Landform
Ich muss der Fairness halber anmerken, dass dieser ansehnliche Bewuchs nur gelingt, wenn man wie ich darauf verzichtet, sein Becken alle naselang umzukrempeln. Das erfolgt ja zumeist aus Gründen der „Hygiene“, auch wenn das oft bloß ein vorgeschobenes Argument ist für: Kontrolle. Man ist sich offenbar unsicher, ob Tiere wirklich noch am Leben sind, wenn man sie nicht dauernd sieht.
In diesem „Waldbecken“ zur Aufzucht der jungen Feuerbauchmolche (mit der Grundfläche 57×26 cm) leben zum Zeitpunkt der Aufnahme noch 12 von ursprünglich 18 Tieren. Seit ich das „Moospolsterexperiment“ vor ca. 6 Monaten begonnen habe, sind der „Holzstapel“ oder andere Strukturen kein einziges mal hin und her bewegt worden. Der Stapel ist übrigens eine wichtige Wohnhöhle der Molche.
Obgleich ich also dieses Becken seit Monaten in genau dieser Form unberührt (und ungereinigt!) gelassen habe, ist mir kein Tier darin eingegangen oder hat irgendwelche Krankheitszeichen wegen „mangelnder“ Hygiene gezeigt. Die sechs nicht mehr im Becken befindlichen Tiere sind von mir nach Einbruch der Dunkelheit herausgefangen worden, um sie an neue Besitzer zu übergeben.
Ob für das gute Gedeihen meiner Molche (Verlustrate bei H. cyanurus nach der Metamorphose unter 3% !) die moderate Besatzdichte in den Aufzuchtbehältern ausschlaggebend ist oder vielleicht sogar die naturnahe Art der Unterbringung (anstatt hygienische Aspekte einseitig zu favorisieren), weiß ich nicht. Ich halte aber Letzteres durchaus für wahrscheinlich.
Für mich persönlich ist es natürlich ein Segen, dass meine aus ästhetischen Gründen betriebene Gestaltung der Becken nach dem mutmaßlichen Lebensraum der Tiere sich auch als biologisch praktikabel bzw. sogar erfolgreich erwiesen hat. Das Gegenteil wird unter Haltern und Züchtern von Molchen immer wieder als entscheidend behauptet und betont , also die rein auf „hygienische“ Aspekte fokussierte Gestaltung der Inneneinrichtung von Molchbecken. Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, diesen Aspekt hier so explizit auszuführen.
Um zum Abschluss das Thema wieder auf Riccia fluitans zu lenken, nachfolgend noch ein Foto (links), das das besagte Moospolster als Nahaufnahme zeigt und die Struktur des sich kriechend ausbreitenden Lebermooses. Daneben zum Vergleich dasselbe Moos als Schwimmpflanze.


Fazit: Riccia fluitans an Land zu kultivieren ist nicht nur möglich, sondern auch ausgesprochen schön. Voraussetzung ist mindestens in der Anfangsphase eine sehr hohe, gegen 100 % gehende Luftfeuchte sowie eine Terrarienpraxis, bei der dauernde Störungen (durch Umräumen und oder Säubern) minimiert werden.
- Die Ausbreitung von anderen Moosarten innerhalb von Riccia-Beständen passiert übrigens auch bei der submersen Kultivierung sehr leicht, weil Riccia leider nicht so wuchsfreudig ist wie etwa Javamoos. Deshalb muss man etwas auf Überwucherung achtgeben, wenn man reine Riccia behalten will. Einfacher scheint sich Riccia nach meiner Erfahrung zu behaupten und durchzusetzen, wenn eher kräftiger Lichteinfall vorhanden ist. (Nur) Unter diesen Bedingungen scheint es auch zu gelingen, sie im Aquarium in den tieferen Regionen anzusiedeln, sie also nicht als Schwimmpflanze zu nutzen, sondern z.B. an ein Stück Moorkienholz anzubinden. ↩︎
